Regulierung von Algorithmen in sozialen Medien

Bei diesem brisanten Thema kann man ohne weiteres geteilter Meinung sein. Nicht nur an Stammtischen wird mit mächtigem Halbwissen und erhobenen Finger debattiert, auch in Fachkreisen sorgt diese Debatte für Furore. Für die meisten Menschen stellt sich jedoch vor der Frage nach einer potentiellen Regulierung, erst einmal eine ganz andere und viel rudimentärere Frage: Was ist denn eigentlich ein Algorithmus?

Ein kleiner Einblick in die Welt der Algorithmen

Sicher ist der Begriff Algorithmus kein Fremdwort mehr und wird deutlich öfter vernommen als noch vor 5 oder 10 Jahren. Gerade in Bezug auf  das Internet, Software und alles was sich online abspielt. Doch was genau ist damit eigentlich gemeint und wie ist es mit der Funktionsweise? Die Antwort darauf ist jedoch nicht einfach, sondern vielschichtig und komplex. Weshalb ist das so? Mitunter liegt es daran das es keine einzigartige Definition zu Algorithmus gibt. Zum anderen ist die exakte Funktionsweise eines jeden Algorithmus ein meistens gut gehütetes Geheimnis.

So ist es wenig bis gar nicht überraschend das die breite Masse mit Algorithmen nur selten etwas Konkreteres anfangen kann. Laut Bertelsmann Studie haben nahezu 75% der Befragten den Begriff Algorithmus bereits gehört. Allerdings können sich lediglich 10% der Befragten etwas Genaueres darunter vorstellen, respektive die Funktionsweise des Begriffes grob vereinfacht widergeben. Einer jedoch sehr dominanten Anzahl an Personen ist grundsätzlich gar nicht bewusst, wo Algorithmen tatsächlich überall zum Einsatz kommen.

Hierbei ist vor allem eines äußerst wichtig zu verstehen und zu wissen. Algorithmen lenken und beeinflussen die Internetnutzung, sowie diverses Kaufverhalten und Onlineagieren der User. Prädestiniert dafür sind gerade die sozialen Medien.

Was genau sind Algorithmen? Und wo genau sind sie zu finden?

Relativ simpel veranschaulicht: Algorithmen bestimmen automatisiert, was ein User im Internet angezeigt bekommt und was eher nicht visualisiert werden soll. Diese Entscheidung einer Preselection (Vorauswahl) trifft er intelligent aus dem Nutzerprofil des Users, welches über jeden Onlineaffinen Menschen seit langer Zeit besteht und fleißig mit Informationen gefüttert wird, nahezu immer weiter wächst. Algorithmen kommen jedoch auch in der „Realwelt“ zum Einsatz. Nachstehend einige Beispiele um diverse Einsatzmöglichkeiten von Algorithmen zu veranschaulichen:

  • Die Reihenfolge der angezeigten Ergebnisse innerhalb von Suchmaschinen wird durch Algorithmen berechnet und visualisiert.
  • Personalisierte Empfehlungen für Produkte sowie Preise und deren auf den User angepassten Preise in vielen Onlineshops.
  • Die kalkulierte Einschätzung der Kreditwürdigkeit von potentiellen Kunden, respektive Kreditinteressenten.
  • Werbeanzeigen, Banner und Videocontent mit personalisierten Inhalten welche wiederum aus dem angelegten Nutzerprofil gespeist werden.
  • Die sogenannten „Matches“ also Vorschläge für Dates auf professionellen Singlebörsen.
  • Welche Beiträge beispielsweise einem bestimmten User-Account in sozialen Netzwerken angezeigt werden und welche eher nicht.
  • Die Routenplanung innerhalb moderner Navigationssysteme und Streckenberechnungs Software wird mittels Algorithmen bereitgestellt.
  • Das Lektorat samt der Überprüfung von Rechtschreibung und Grammatik in diversen Office-Programmen, greift auf Algorithmen zurück.

Die invisible, intransparente Beeinflussung von Algorithmen

Schnell wird klar – Algorithmen begegnen einem Jeden tagtäglich öfter als wahrgenommen wird. Grundsätzlich ist das erstmal gar nicht unbedingt negativ und kann im Gegenteil sogar alltagserleichtern und hilfreich sein. Jedoch gibt es auch negative Aspekte.

Beeinflussung: Algorithmen wirken einem starken Filter gleichend, zwischen allen vorhandenen Informationen in den Weiten des Internet und dem winzig kleinen Ausschnitt, den davon den ein User zu Gesicht bekommst. Dies bedeutet eine extrem starke und mächtige Einflussnahme auf die Wahrnehmung und den Erhalt von Information. Eventuell auch auf die Bildung einer Meinung.

  • Intransparenz: Wie genau die konkrete Wirkungsweise, der technische Ablauf, die Formel aussieht und wo genau die Funktionsweise ansetzt ist nicht einsehbar – unbekannt. Nur deren Anbieter selbst wissen warum Algorithmen welche Entscheidungen wann und wozu treffen.
  • Invisibilität: In den meisten Fällen ist für den End-User überhaupt gar keine Möglichkeit gegeben mitzubekommen wo, wann, wie oft und in welcher Kausalität die Algorithmen zum Einsatz kommen.

Algorithmen in der Welt der sozialen Medien

Besonders innerhalb von sozialen Netzwerken spielen Algorithmen eine einflussreiche und immer mächtigere Rolle.

Ein schlichtes Beispiel: Carl interessiert sich sehr für Autos und ist innerhalb eines bekannten sozialen Netzwerks mit diversen diesbezüglichen Gruppen verbunden. Die Werbung welche er nun sehr häufig zu sehen bekommt ist überdurchschnittlich oft auf Themenbereich im Spektrum Auto & Co ausgelegt. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Berechnung und Kalkulation – Eines Algorithmus. Carl hat ungefähr 100 verknüpfte Kontakte, sogenannte Freunde. Innerhalb seiner Startseitenbeiträge bekommt Carl jedoch lediglich Beiträge von circa 12 seiner Kontakte angezeigt. Weshalb ist das so? Nun, ganz einfach. Der Algorithmus dieses sozialen Netzwerks hat laut seiner Berechnungen das Ergebnis kreiert, dass Carl die Beiträge dieser 12 Kontakte wohl am spannendsten und informativsten finden wird.

Wie aber kommt der Algorithmus nun genau zu dieser Interpretation der Umstände? Er betrachtet, wie oft Carl in der Vergangenheit bei entsprechenden Posts innegehalten und gelesen oder geklickt, geliked, Inhalte geteilt oder diese kommentiert hat. Je mehr individuelle Interaktion also zwischen zwei Usern stattfand, umso größer stuft der Algorithmus genau diese Priorität ein und erstellt die entsprechenden Einträge für zukünftige Berechnungen im entsprechenden Nutzerprofil. Er lernt also – ist intelligent.

Viele Menschen denken jetzt vielleicht: „Ja super, das ist doch total praktisch.“ Leider bedeutet es jedoch zeitgleich, dass durch die Vorselektion eben einfach nicht alle Neuigkeiten von Kontakten angezeigt werden. Das Ganze funktioniert aber auch im Umkehrfall genauso. Die Kontakte eines Users bekommen ebenfalls nicht alle Beiträge angezeigt. Wir sprechen hier also konkret von einer Beeinflussung durch den Algorithmus des sozialen Netzwerks. In der „Realwelt“ würde man Worte wie bewusste Desinformation, Halbwahrheit, Bevormundung, Entmündigung oder Propaganda nutzen. Oft wird es bezogen auf die Onlinewelt jedoch mit einem „Schmunzeln“ oder einer Plattitüde weggeschoben. 

Fazit:

Ob es nun einer Regulierung bedarf oder nicht, alles so bleiben soll oder es radikalen Veränderungen bedarf, ist eine sehr subjektive Entscheidung. Die Grundlagen auf denen eine solche Entscheidung ein jedes Individuum treffen kann, sollte nun etwas verständlicher und klarer geworden sein. Für alle Interessierten finden sich aber online viele weitere, interessante und durch Algorithmen visualisierte oder versteckte Themen welche es zu finden gilt.

Bild1: MMillustrates from Pixabay