Warum Menschen so stark unter Einsamkeit leiden

Menschen sind soziale Wesen. Treten Lücken im sozialen Umfeld auf, wird die Einsamkeit plötzlich sogar körperlich spürbar. Während sie manchmal wohltuend für die innere Balance ist, sollte sie als Dauerzustand nicht unausgesprochen erduldet werden.

Unterschied zwischen allein sein und einsam sein

Glückliche Singles haben wenig Verständnis, wenn ihnen Bekannte von der Einsamkeit in einem familiären Umfeld berichten. Denn Einsamkeit ist auch inmitten vieler vertrauter Menschen möglich. Sie macht hilflos, raubt die Motivation für einfachste Tagesstrukturen und liegt wie eine schwere Last auf den Schultern. Meist aus Scham oder falschem Stolz geben einsame Menschen ihren aktuellen mentalen Zustand ungern zu. Doch das kann auf Dauer krank machen, auch körperlich.

Empfinden von Einsamkeit individuell unterschiedlich

Nach einer Trennung empfinden die Expartner in vielen Fällen die Einsamkeit als erholsam. Andere geraten in eine Kummerspirale und brauchen jetzt dringend einen günstigen Handyvertrag zum Telefonieren in stillen Stunden. Schwer wiegt ebenfalls Einsamkeit bei einem Verlust durch das Versterben langjähriger Partner oder jüngerer Familienmitglieder. Ein Ortswechsel kann vorübergehend zur Vereinsamung führen. In allen Fällen liegt dem individuellen Empfinden Angst zugrunde. Wie Menschen diese unbestimmbare Angst überwinden, hängt ganz von ihren bisherigen sozialen Gewohnheiten ab.

Einsamkeit nicht hilflos ertragen

Chatten schafft eine virtuelle Alternative gegen inneres Verstummen. Die Unterhaltung mit zunächst fremden Menschen kann sogar erholsam sein, weil hier gemeinsame Interessen und gedankliche Übereinstimmungen mehr zählen als der Lebenserfolg oder das erlebte Unglück. Es ist o.k., sich nicht gleich beim Chatstart als einsam zu outen. Angesprochen werden darf die Situation aber sehr wohl. Vielleicht finden sich dort gleich mehrere Personen mit einem ähnlichen Problem. Fehlt der Mut für einen Chat, sollte zumindest der Hausarzt davon erfahren, dass jemand die momentane Einsamkeit als Last empfindet. 

Einsamkeit als Chance im Lebensgetriebe erkennen

Absichtliche Einsamkeit wird Menschen mit Stresssymptomen verordnet. Sie suchen aktiv Stille und sozialen Abstand zur Selbstbesinnung und zum Krafttanken ohne Gesprächszwang. Allerdings ist diese dosierte Einsamkeit nicht der zeitlich unbegrenzten Variante zu vergleichen. Mit dem Wissen um einen bevorstehenden Insel- oder Klosterurlaub steht auch fest, wann genau dieser endet und somit der soziale Trubel wieder einsetzt. Einsamkeit ohne erkennbares Ende kann soziale Fähigkeiten deutlich einschränken. Tatsächlich gehen ansonsten übliche Höflichkeiten nach einer Weile menschlichem Abstand schwerer von den Lippen.

Keinesfalls mit Einsamkeit still bleiben

Einsamkeit macht nicht direkt krank, es sei denn, sehr sensible Personen manifestieren die seelische Schwere in körperlichen Beschwerden. Indirekt ist allerdings ein ungesunder Lebensstil häufig zu beobachten. Einsame Menschen sind seltener bei Fitnessübungen zu finden, gehen seltener spazieren und essen seltener gesunde, selbst zubereitete Kost. Dies lässt sich nur vermeiden, wenn Betroffene das Thema nicht verschweigen und entweder am Arbeitsplatz oder bei Arztbesuchen (im Wartezimmer oder direkt beim Arzt) darüber reden. Ist mit diesem Aussprechen erst einmal das seelische Verstummen überwunden, ergeben sich Alternativen und Auswege oft von selbst und sehr schnell.

Fazit:
Chatten hilft gegen Einsamkeit, kann allerdings verbindliche soziale Kontakte im persönlichen Umfeld nicht ersetzen. Zumindest kann es helfen, darüber zu reden und vielleicht mit Gleichgesinnten Auswege zu finden. Plötzlich erlebte Einsamkeit ist mit absichtlich gesuchter Einsamkeit schon wegen des zeitlichen Unterschieds nicht zu vergleichen.

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